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Tilla Durieux

Tilla Durieux

Schauspielerin
1880 (Wien)–1971 (Berlin)

Dramatischer ist wohl selten ein Theaterleben gewesen, verwoben in Mitteleuropas Glanz und Elend von der Belle Epoque über zwei Weltkriege bis in die kleiner gewordene Kulturwelt Westdeutschlands. Die Durieux stammte aus dem altösterreichischen Kulturkaleidoskop, war wienerisch-kroatisch-französischer Herkunft. Als Schauspielerin jung erfolgreich, gewann sie als «Salome» in Oscar Wildes Skandalstück europäischen Ruhm und wurde von Stuck, Corinth und Renoir glanzvoll porträtiert, aber auch von den jungen Wienern Kokoschka und Max Oppenheimer. Während ihrer Ehe mit Paul Cassirer, dem Kunsthändler der Moderne in Berlin, führte sie ein glanzvolles Haus – bis die Ehe 1926 in einer Suizid-Tragödie endete.

Mit ihrem dritten Mann, einem jüdischen Industriellen, 1933 in die Emigration getrieben, lebte sie tapfer ein vollkommen verändertes Leben jenseits des Glamours: als Hoteldirektorin in Kroatien, später als Näherin am Puppentheater Zagreb. 1941 wurde ihr Mann von den deutschen Okkupanten verhaftet und später in einem deutschen KZ ermordet.

1952 kam sie, trotz allem, nach Deutschland zurück. Jetzt aber wurde sie endgültig zur Legende. Für die Öffentlichkeit war sie eine Brücke, welche die «geschichtslose» Bundesrepublik mit jener glanzvollen Kultur verband, die 1933 zerbrochen war.

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