
Oskar Maria Graf
Schriftsteller
1894 (Berg, Starnberger See)–1967 (New York)
«Der Rebell bedarf keiner sozusagen moralischen Zurede von anderer Seite, er handelt nicht nach dem Rezept einer politischen Überzeugung, die ihm von irgendwelchen politischen Ideologen oktroyiert worden ist, sondern einzig und allein aus einer grundmenschlichen Empörung gegen jeden Missbrauch der Schwächeren durch die Stärkeren (…)» Rebellisch war der Bäckerssohn vom Starnberger See sein Leben lang. In den 1920er Jahren als sozialkritischer «Provinzschriftsteller». Dann, nach 1933, als mutiger Emigrant, der den Nazis zurief «Verbrennt mich!» 1923 war er Augenzeuge des Hitlerputsches gewesen, er wusste, was bevorstand. 1934 bürgerte ihn der Unrechtsstaat aus. Erst 1958 bekam der bekennende Pazifist einen US-Pass. Im New Yorker Exil trug Graf demonstrativ die Kleidung der bayerischen Bauern. 1940 ließ er sie im amerikanischen Exil wiedererstehen: die Heimat, minutiös geschildert in seinem Hauptwerk «Das Leben meiner Mutter.» Als es nach 1945 scheinbar möglich war, scheiterte eine schnelle Heimkehr an Grafs Staatenlosigkeit und an seinem Ruf als angeblicher Linksradikaler. Aber die alt-neue Heimat hatte es auch später nicht eilig mit konkreten Einladungen, für immer heimzukommen. Erst 1958 machte Graf eine erste Europa-Reise, die ihn auch nach Bayern führte, wo er sich nicht wirklich mehr zuhause fühlte: Wem konnte man nach alledem die Hand geben, wem nicht? Heimgekehrt ist er dann erst nach dem Tod. Seine Urne ruht seit 1968 auf dem Bogenhauser Friedhof hoch über der Isar in München.
Text schließen